Therapeutische Arbeit mit
Glaubenssätzen

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind innere Modelle der uns umgebenden Wirklichkeit. Alle Menschen entwerfen bereits in ihrer Kindheit Glaubenssätze und führen dies im weiteren Leben fort, um sich in der (eigenen) Welt orientieren zu können.
Glaubenssätze sind bestimmte Annahmen über die Welt, die wir eher unbewusst als bewusst glauben. Eine Widersprüchlichkeit besteht darin, dass wir vom Wahrheitsgehalt eines Glaubenssatzes überzeugt sein können, obwohl unser Verstand das Gegenteil zu wissen vermag.

Welchen Einfluss haben Glaubenssätze auf unser Leben?

Sie beziehen sich auf die Beziehungen, die wir führen und auf die Eigenschaften und Verhaltensweisen, die andere und wir selbst von uns erwarten; sie sind Regeln und Gesetzmäßigkeiten, die unser Verhalten und unsere Wahrnehmung beeinflussen und steuern.
Sie sind sozusagen die Programmierung des Unterbewussten; das Bauchgefühl, das unserem Denken und Handeln seine Richtung gibt.

Wie entstehen Glaubenssätze?

Sie entstehen bereits in der frühen Kindheit durch explizit erlerntes Wissen, aber vor allem durch individuelle Lebenserfahrungen. Die Spannweite umfasst dabei sowohl Erfahrungen, die als Erfolge abgespeichert wurden als auch jene, die Traumata nach sich ziehen.

Glaubenssätze entstehen durch häufige Wiederholungen oder durch eine besonders große emotionale Beteiligung am Geschehen. Auch im späteren Leben können immer wieder Glaubenssätze entstehen, bestehende sich verändern oder von anderen Glaubenssätzen abgelöst werden. Dies kann durch Erlebnisse oder bewusst gesteuerte therapeutische Interventionen geschehen.

Wann sind Glaubenssätze problematisch?

Unsere Prägung formt sich nicht nur durch unsere Erlebnisse, sondern auch durch die Meinungen und Zuschreibungen wichtiger Bezugspersonen. Diese können zu Glaubenssätzen werden, die unser Denken und Handeln als Erwachsene beeinflussen.

Unreflektierte Glaubenssätze können im Erwachsenenalter zu einem niedrigen Selbstwertgefühl und einer permanenten Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse führen. Sie ziehen nicht selten destruktive Verhaltensmuster und Beziehungsgefüge nach sich. Eine Veränderung der eigenen inneren Überzeugung und des damit einhergehenden Verhaltens, kann durch die gemeinsame therapeutische Arbeit erzielt werden.

Glaubenssätze in Bezug auf Mutter- und Elternschaft - das Bild der perfekten Mutter

Bestimmte Denkmuster werden nicht nur zu persönlichen Glaubenssätzen, sondern gehen ins kollektive Bewusstsein einer Gesellschaft ein. Auch wenn insgesamt ein fortschrittlicher Anspruch an das Familienbild von heute besteht, erlauben es die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Menschen mit Kindern nur schwer, Berufstätigkeit und Kinderversorgung zufriedenstellend miteinander zu vereinbaren.

Der Weg mündet trotz guter Vorsätze häufig ins klassisch-konservative Familienmodell: Der überwiegende Anteil der Elternzeit wird weiterhin von Müttern beansprucht. Nach der Geburt legen Frauen eine berufliche Pause ein und arbeiten in Teilzeit. Sie sind deshalb häufig dazu gezwungen, in Karriereansprüchen zurückzustecken. Trotz Berufstätigkeit übernehmen sie den Hauptanteil der (Kinder-)Pflege, der Erziehungs- und Sorgearbeit (Mental Load).

Glaubenssätze und Gesellschaft

In den meisten Lebensbereichen werden Frauen mit einem besonders perfektionistischen Anspruch an sich selbst sozialisiert. In der Arbeitswelt besteht für viele Frauen der implizite Druck mehr leisten zu müssen als ihre (männlichen) Kollegen, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen und die gleiche Anerkennung zu erhalten. Gerade beim Versuch, Berufs- und Familienleben miteinander zu verbinden, verschmelzen die Ansprüche an Perfektion in allen Bereichen und gipfeln für viele Frauen in Überlastung und mangelnde Kapazitäten, gut für sich selbst zu sorgen zu können.

Familienbilder wie sie über Social-Media-Kanäle, Werbung, Filme, Serien und sonstige Medien transportiert werden, befeuern diese Tendenz. Der enorme Leistungsanspruch an sich selbst und das eigene Handeln, gepaart mit einem völlig überhöhten und romantisierten Bild von Schwangerschaft und Muttersein, bringen Enttäuschungen hervor, die für die psychische Gesundheit große Risikofaktoren darstellt: Von Selbstzweifeln, zu chronischen Erschöpfungszuständen bis hin zu tiefen Lebenskrisen.

Glaubenssätze in der Therapie

In unserer gemeinsamen Arbeit werfen wir einen Blick auf gesellschaftlich-strukturelle Gegebenheiten. Wir entwickeln eine Vorstellung davon, wie sie Ihrer Rolle als Mutter/Vater/Elternteil ausfüllen möchten und wie sie diesen Ansprüchen entsprechend ihrer Lebenssituation tatsächlich gerecht werden könnten.
Besonders für die gebärende Person bedeutet dies in einen gesunden Kontakt mit dem eigenen Körper zu treten, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen wahrzunehmen, realistischer einschätzen zu lernen, zu benennen und einzufordern.